Abstract
Wie ist der Freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken und eine medizinische Begleitung dabei ethisch zu bewerten? Die ethische Bewertung des Freiwilligen Verzichts auf Essen und Trinken stellt Patienten und Angehörige, aber auch begleitende Ärzte und Pflegende vor erhebliche Schwierigkeiten. Basierend auf Ergebnissen eigener qualitativer Interviews mit Personen nach dem FVET ihrer Angehörigen legt dieser Artikel die bestehende Unklarheit und inhärente ethische Ambivalenz des Begriffs FVET frei, stellt aber in der Unterscheidung von FVET-Fällen – mit bzw. ohne terminale Erkrankung – einen Weg zur Lösung der Frage nach der ethischen Bewertung des „Sterbefastens“ und seiner medizinischen Begleitung vor: Ethisch wird der Freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken und seine medizinische Begleitung erst in der Analyse von Situation und Intention der Handelnden beurteilbar. Ausgehend vom Konzept eines frei gewollten Verzichts auf Essen und Trinken bei einsichts- und einwilligungsfähigen Personen mit dem Bewusstsein, damit ihr Leben zu verkürzen oder zu beenden, wird mit der Philosophie Thomas von Aquins argumentiert, dass eine ethische Bewertung die Begleitumstände und beabsichtigten Ziele miteinschließen muss, ebenso wie die Auswirkungen auf Angehörige und die Implikationen von und für ein Behandlungsteam.