Subjektivität und Memoria. Prolegomena zu einer unzeitgemäßen Philosophie der Erinnerung
Abstract
So zentral der platonische Anamnesis-Begriff ist, bildet erst das Memoria-Denken von Augustinus einen Begriff von Erinnern als Selbstvergegenwärtigung aus. In der Memoria bezieht sich der endliche Geist zugleich auf seinen Grund und wird sich als,experimentum medietatis' verständlich. Neben Augustin setzt Hegels Erinnerungsbegriff, der den Geist aus der ErInnerung denkt, Maßstäbe für eine metaphysische und daher unzeitgemäße Rede von Erinnerung, die dem Begriff der Subjektivität erst ihre Kontur gibt. Von hier her ist zu konstatieren, dass sowohl jüngere Philosophien der Differenz als auch ein positivistischer Naturalismus das Phänomen der Erinnerung verfehlen müssen. Da die husserlsche Phänomenologie Erinnerung in der Selbstpräsenz des Bewusstseinsstroms gedacht hat, muss sie auf einen Begriff von Erinnerung als,,In-wendung des Denkens in sich selbst“ im Sinn Rudolph Berlingers überschritten werden