Zur Subjektvergessenheit in der modernen Medizin am Beispiel des individuellen Lebensanfangs
Abstract
In der modernen Medizin beschränkt sich die wissenschaftliche Beschreibung des Lebensanfangs des einzelnen Menschen auf das natur wissenschaftliche Fortpfl anzungsmodell. Dieses ist absichtsvoll auf die biologischen Aspekte beschränkt und beschreibt, wie immer neue, biologisch einzigartige Organismen entstehen. Das Modell kann daher nur die Entstehung der biologischen Einzigartigkeit jedes Menschen darlegen, nicht jedoch den lebensweltlichen Subjektcharakter jedes Menschen innerhalb seiner Alltagswelt, die durch zwischenmenschliches Handeln aufgebaut und erhalten wird. Zur regelhaften Darstellung der Entstehung des lebensweltlichen Subjektcharakters jedes Menschen ist daher das Fortpfl anzungsmodell um das phänomenologisch-soziologische Modell der menschlichen Lebens- und Alltagswelt zu ergänzen. Durch die Integration beider wissenschaftlicher Modelle lässt sich das bisherige, lediglich natur wissenschaftliche Bild vom Lebensanfang des Menschen durch ein umfassenderes wissenschaftliches Bild vom Menschen ersetzen. Dieses sollte dann in der Heilkunde ärztliches Handeln am Lebensbeginn leiten