Die Sprache der Natur. Über das Schicksal einer Metapher und ihre Relevanz in der Umweltdebatte
Abstract
Im ersten Teil stelle ich den Niedergang der Metapher von der "Sprache der Natur" im Anschluss an die Untersuchungen von Hans Blumenberg dar. Blumenberg meint, dass der Sprachverlust der Natur bis heute anhält. Im zweiten Teil prüfe ich die Konzeption Charles Taylors, die im Verhältnis zu Blumenbergs Thesen als alternative Beschreibung angesehen werden kann. Während sich Blumenberg vor allem mit der äußeren Natur befasst, richtet sich Taylors Interesse auf die innere Natur. Zu den "Quellen des Selbst" rechnet er die "Stimme der Natur", die bis in die Gegenwart wirke und in den Ökologiebewegungen zum Ausdruck komme. Der Aufmerksamkeit für die Naturzerstörung liege ein spezifisches Vermögen der modernen Identitätsbildung zugrunde. Taylors Rekurs auf die Natur ist nicht überzeugend und kann nicht als Einwand gegen Blumenbergs Auffassung gelten. Man muss das ökologische Bewusstsein nicht, wie Taylor es versucht, auf die neuzeitliche Philosophie zurückführen: Es könnte auch neueren Ursprungs sein, indem es sich erst in Auseinandersetzung mit der Umweltkrise entwickelte. Im dritten Teil frage ich, ob in der Umweltproblematik, wie sie etwa beim Klimawandel oder bei der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen vorliegt, wieder eine Sprache der Natur vernehmbar wird.