Abstract
Zu Beginn eines wissenschaftlichen Projekts – manchmal schon bei dessen Beantragung – sind Wissenschaftler mit der Frage konfrontiert, wie sie sich öffentlich sichtbar präsentieren. Ein griffiger Name (am besten ein eingängiges Akronym) und ein Logo müssen her, um Website, Visitenkarte, Briefkopf, Plakate und Poster zu zieren. Wer Peinlichkeiten vermeiden will, beauftragt gleich einen Werbedesigner für die visuelle Präsentation. Doch woher weiß der Designer, wie Wissenschaft visuell dargestellt wird? Weiß der Wissenschaftler das nicht viel besser? Der Wissenschaftler kennt all die Dinge im Detail, die typisch für seine spezielle Forschung und Disziplin sind. Der Designer weiß hingegen Bescheid, was im Allgemeinen als typisch für Wissenschaft oder für die jeweilige Disziplin gehalten wird. Im besten Fall setzen sich beide zusammen und finden einen Mittelweg – einerseits zwischen allgemeinem und speziellem Wissenschaftsbild und andererseits zwischen dem, was in der Wissenschaft als typisch gilt, und dem, was öffentlich für wissenschaftstypisch gehalten wird. Der kompromissbereite Wissenschaftler wird vielleicht mit leichtem Unbehagen auch solchen Bildern zustimmen, die er als Platitüden oder überzogene Klischees empfindet, solange sie seinem Projekt öffentliche Aufmerksamkeit einbringen. So wird das öffentliche Bild der Wissenschaft nicht nur in jedem Einzelfall, sondern auch ganz allgemein zwischen unterschiedlichen Interessen und visuellen Kulturen ausgehandelt. Seit piktographische Designerprodukte in großen Datenbanken online verfügbar und nach Stichworten durchsuchbar sind (zum Beispiel in clipart.com), lässt sich das öffentliche Bild der Wissenschaft recht gut qualitativ und quantitativ untersuchen.1 Dabei fällt zunächst auf, dass die meisten klassischen Wissenschaftsdisziplinen stereotypische Piktogramme besitzen, die für typisch gehaltene Gegenstände darstellen. Ein Zirkel und mathematische Formeln sind eindeutige Symbole der Geometrie beziehungsweise der Algebra, ein Fernrohr repräsentiert die Astronomie, Knochen oder Schädel sind unverkennbare Indikatoren der Anatomie, die Biologie wird meist durch ein Mikroskop darstellt und so weiter..