Abstract
Viele Kunstphilosophen heute, beispielsweise Vertreter der institutionellen Theorie und der Clusterkonzeption der Kunst, bestreiten, dass zwischen der Kunst und dem Ästhetischen ein begrifflicher Zusammenhang besteht. Sie stützen sich dabei auf der ‚anästhetischen These’, der zufolge es Kunstwerke gibt, die nicht darauf angewiesen sind, in der ästhetischen Einstellung rezipiert zu werden. In diesem Artikel verteidige ich die traditionelle Sicht, dass ein solcher begrifflicher Zusammenhang, auch für anästhetisch erscheinende Werke, besteht.Meine Verteidigung findet in drei Schritten statt. Zuerst werden Analysen der Begriffe der ästhetischen Erfahrung und der ästhetischen Einstellung entwickelt. Dann wird argumentiert, dass paradigmatische Kunstwerke Artefakte sind, die mit dem Zweck hervorgebracht werden, ästhetische Erfahrung auszulösen. Im letzten Schritt wird gezeigt, wie Kandidaten für den Status anästhetischer Kunst zu einer leichten Modifikation dieser Bestimmung Anlass geben, eine Modifikation aber, die die begriffliche Angewiesenheit der Kunst auf die ästhetische Einstellung ihrer Rezipienten festhält