Abstract
ZusammenfassungIn diesem Aufsatz wird eine kommunikations- und medientheoretische Untersuchung ausgewählter Divinationspraktiken unternommen. Im Zentrum stehen hierbei das Giftorakel der zentralafrikanischen Zande sowie die arabisch-islamische Geomantie. Dieses Unternehmen hat den Zweck, drei Thesen bezüglich Medien religiöser Kommunikation zu erproben, die sich dem Autor aus der Auseinandersetzung mit Ritualen und speziell Divinationsformen aus unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten ergeben haben:1) Divinationsmedien unterscheiden sich in frappierender Weise von Medien der Alltagskommunikation; 2) diese besonderen Medien ermöglichen eine Kommunikation zwischen Wirklichkeitsbereichen und verkörpern damit ein fundamentales „Dazwischen“; 3) von einer Innenperspektive betrachtet, werden Divinationsmedien oft als aktive Kommunikationspartner konzipiert und wahrgenommen – selbst wenn diese aus einer Beobachterperspektive unbelebte Paraphernalia sind.Um eine Grundlage für die Plausibilisierung dieser Thesen zu schaffen, ist anfänglich von Kommunikation und Medien sowie den Besonderheiten religiöser Kommunikation und Medien religiöser Kommunikation die Rede. Auf die detaillierte Beschreibung der Divinationspraktiken folgen ihre kommunikationstheoretische Analyse sowie eine zeichen- und medientheoretische Deutung dieser Ergebnisse.Das Ziel dieses Aufsatzes liegt neben der Plausibilisierung seiner Thesen auch darin, Impulse für die religionswissenschaftliche Debatte um Medien, Materialität und Performanz zu liefern. Gerade in den Ergebnissen der Divinationsforschung sieht David Morgan, wie er jüngst in Material religion schrieb, ein ertragreiches Feld.