Abstract
ZusammenfassungTrotz seiner großen Verbreitung in den Lebenswissenschaften wurde dem Aquarium bisher wenig wissenschafts- und technikhistorische Aufmerksamkeit zuteil. Dies ist nicht zuletzt durch den Umstand begründet, dass das Aquarium und seine Geschichte bisher größtenteils als außerwissenschaftlich aufgefasst wurden. Dabei spielen so unterschiedliche Kontexte wie Akklimatisierung, Amateurnaturkunde und bürgerliche Populärkultur eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist die Entwicklung des Aquariums aber auch eng mit der Geschichte der Lebenswissenschaften verbunden. Mit Blick auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verstehe ich das Aquarium als techno-natural assemblage, in der Technologie, Kultur und Natur zu einem künstlichen Naturraum verbunden sind. Seine Geschichte beginnt in der britischen Amateurnaturkunde und der französischen Akklimatisierungsbewegung. Im Deutschland des späten 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Aquarium zu einem Massenphänomen. Gleichzeitig hielt es Einzug in die Lebenswissenschaften, wo es als Einfallstor, Instrument und Umwelt Verwendung fand. Wie sich zeigt, ist das Aquarium eine hochgradig konstruierte Technologie, die sich aus einer Verbindung unterschiedlicher Traditionen herausgebildet und das Leben in die Lebenswissenschaften gebracht hat.