Abstract
Soziale Faktoren haben einen starken Einfluss auf die Gesundheit und Lebenserwartung. Auch in Wohlfahrtsstaaten bestehen signifikante gesundheitliche Ungleichheiten zwischen besser und schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen. Sie werden zunehmend als ein Problem der sozialen Gerechtigkeit wahrgenommen. Public Health dient dem Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten und somit der Förderung der sozialen Gerechtigkeit. Obwohl Public Health-Maßnahmen effizienter zur Förderung und Angleichung der Bevölkerungsgesundheit beitragen können als viele medizinische Versorgungen, erhalten sie einen geringeren gesundheitspolitischen Stellenwert. Diese Prioritätensetzung zu Gunsten der Medizin kann als irrational kritisiert werden. Allerdings ist zu beachten, dass die medizinische Versorgung eine hohe symbolische Bedeutung für die Fürsorge und soziale Anerkennung hat, die bei Public Health nicht in gleichem Maße gegeben ist. Gesundheitliche Ungleichheiten sind nicht per se sozial ungerecht, sondern dann, wenn sie auf einer ungerechten Verteilung sozialer Gesundheitsfaktoren beruhen. Diese Faktoren wie z. B. Einkommen und Bildung haben auch unabhängig von ihren gesundheitlichen Auswirkungen eine Bedeutung für die soziale Gerechtigkeit. Daher kann die Gesundheitsgerechtigkeit nicht isoliert, sondern nur im Kontext einer umfassenden Theorie der sozialen Gerechtigkeit bestimmt werden