In Christof Rapp & Klaus Corcilius (eds.),
Aristoteles-Handbuch. Stuttgart: Metzler. pp. 443-449 (
2011)
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Abstract
Die Auseinandersetzung mit Aristoteles und der aristotelischen Tradition war in der frühen Neuzeit geprägt durch eine Spannung zwischen polemischer Ablehnung und impliziter Weiterführung oder gar expliziter Zustimmung. Einerseits setzten sich Bacon, Descartes, Malebranche, Hobbes, Locke und zahlreiche andere ›moderne‹ Philosophen, die von der mechanistischen Physik beeinflusst waren, ganz entschieden von aristotelischen Prinzipien und Erklärungsmodellen ab. Allerdings beschäftigten sie sich kaum mit den Werken des Aristoteles, sondern mit spätscholastischen Kompendien. Daher richtete sich ihre Kritik eher gegen spätmittelalterliche Transformationen oder Verformungen des Aristotelismus als gegen Aristoteles selbst. Andererseits wurden die Schriften des Aristoteles an den Universitäten weiterhin gelesen und kommentiert, und aristotelische Autoren versuchten, Kernstücke der Metaphysik – etwa den Hylemorphismus und die Substanztheorie – gegen die zunehmende Kritik zu verteidigen.