Abstract
In seiner "Intellektuellen Autobiographie" stellt Carnap die These auf, eine der dringendsten Aufgaben der Philosophie sei es, die verschiedenen möglichen Sprachformen zu untersuchen und ihre charakteristischen Eigenschaften aufzudecken. Diese Charakterisierung kann als ein Schlüssel für das Verständnis seines gesamten Denkens betrachtet werden. Carnap konzipiert Philosophie als Möglichkeitswissenschaft, d.h. als eine allgemeine Theorie, konzeptuelle Möglichkeiten zu formulieren und auszuloten. Aufgabe der Philosophie ist es nach Carnap, Vorschläge zu machen, nicht aber Thesen aufzustellen. Vorschläge zu machen aber heißt, Möglichkeiten aufzuzeigen. Diese Möglichkeitsorientierung ist eine Invariante, die sich in allen Phasen seines Denkens durchhält, von der Konstitutionstheorie des Logischen Aufbau der Welt bis hin zu seinen Arbeiten zur induktiven Logik. Anhand der Interpretation einiger zentraler Werke Carnaps soll diese Interpretation seiner Philosophie als einer Möglichkeitswissenschaft im Einzelnen belegt werden