Abstract
In den Wissenschaften finden Bilder der unterschiedlichsten Art ihre Verwendung in unserem Streben nach Erkenntnis. Ein Merkmal vieler Arten wissenschaftlicher Visualisierungen besteht darin, dass sie bis dato nur theoretisch erfasste Entitäten sichtbar machen. Sie scheinen daher die Grenze zwischen Beobachtbarem und Unbeobachtbarem in entscheidender Weise zu verschieben. Vor diesem Hintergrund wird vielfach die konstruktivistische These vertreten, die Visualisierungen führten erst in ihrem Produktionsprozess zur Erschaffung des Forschungsobjekts, dieses existiere folglich nicht unabhängig von ihnen in der Welt. Mit dieser These setzt sich der Beitrag kritisch auseinander, indem erstens nachgezeichnet wird, inwiefern konstruktivistische Deutungen in diesem Kontext naheliegen, und zweitens dieser Auffassung die Überlegungen des wissenschaftlichen Realismus als Alternative für die Interpretation der Rolle wissenschaftlicher Visualisierungen im Erkenntnisprozess gegenübergestellt werden.