Abstract
Angesichts der modernen Wissenschaftsentwicklung
schlägt Michael Friedman vor, Kants Begriff vom apriorischen Urteil zu
relativieren. Ein apriorischer Satz muss laut Friedman nicht ein für allemal
und mit Notwendigkeit apriori gelten; vielmehr gilt ein Satz apriori relativ
zu der Theorie, deren Möglichkeitsbedingung er ausspricht. Meiner Ansicht
nach geht diese Liberalisierung des kantischen Programms zu weit. Wir
sollten uns nicht mit bloß relativ apriori gültigen Sätzen abspeisen lassen.
Ich gehe über Friedmans Vorschlag hinaus, indem ich einem Satz absolute
Apriorität zuspreche, wenn er relativ zu jeder Theorie apriori gilt. Es gibt
mindestens drei Beispiele für absolut apriorische Sätze: (1) Nicht alle Sätze
sind zugleich wahr und falsch. (2) Nicht alle Veränderungen ereignen sich
rein zufällig. (3) Es gibt einen physikalischen Raum. Beispiele (2) und (3)
sind überraschenderweise synthetische Urteile apriori.