Abstract
Die politische Errichtung eines Cordon Sanitaire um populistische Parteien führt auf gesellschaftlicher Ebene zu einer Praxis, in der die Anliegen, Argumente und Ängste von Populisten und ihren Sympathisanten zu einem gewissen Grad tabuisiert werden. Da die Errichtung eines Cordon Sanitaire den epistemischen Zielen der Wissenschaft widerspricht, kommt es notwendig zu einem Spannungsverhältnis, wenn der Cordon Sanitaire auf die Hallen der Wissenschaft ausgedehnt wird. Dieser Beitrag setzt sich aus der Warte der Politischen Philosophie mit diesem Spannungsverhältnis auseinander. In nuce wird argumentiert, dass die Universität gut beraten ist, das Primat der Wahrheitssuche in ihrem eigenen Geltungsbereich offensiv und selbstbewusst zu verteidigen. In der Wissenschaft darf nur das bessere Argument zählen. Weiter wird der Forderung inner-universitäre Gremien einzurichten, die zentral über die Einladung von heterodoxen Denkern/innen entscheiden, eine Absage erteilt, da solche Gremien den Sinn der Wissenschaftsfreiheit untergraben.