Motivierende Gründe und praktische Überlegung Eine Verteidigung des Psychologismus
Abstract
Der vorliegende Aufsatz prüft, unter welchen Bedingungen ein Psychologismus für motivierende Gründe der gegenwärtig wachsenden Kritik standhalten kann. Zwei zentrale antipsychologistische Argumente, das „Spezialfallargument“ und das „Idealfallargument“, werden rekonstruiert und zurückgewiesen. Sie werfen dem Psychologismus vor, unsere praktische Überlegung lediglich in Spezialfällen adäquat zu beschreiben und damit unvereinbar zu sein, dass Personen im Idealfall aus normativen Gründen handeln. Der Aufsatz zeigt auf, dass diese Argumente voraussetzen, dass der motivierende Grund identisch ist mit demjenigen, was aus der Sicht des Handelnden als normativer Grund erscheint. Diese Voraussetzung wird zurückgewiesen, so dass ein Psychologismus zum Vorschein kommt, der von den antipsychologistischen Argumenten unberührt bleibt. Stattdessen wird eine Konzeption motivierender Gründe vertreten, welche die Handlungserklärung und die Rationalisierung von Handlungen als zentrale Funktion motivierender Gründe betrachtet