Abstract
David Hume behauptet im Kapitel X der ersten Enquiry, eine "ewige Schranke" gegen den Wunderglauben entdeckt zu haben. Das Argument beruht wesentlich auf Humes innovativer, strikter Unterscheidung von demonstration, proof und probability, sowie dem Nachweis, daß jedem Wunder um seines Wundercharakters willen immer schon ein proof entgegensteht. Wunderzeugnisse hingegen können, aufgrund ihres speziellen Gegenstandes und angesichts der menschlichen Natur, diesem proof allenfalls eine probability entgegensetzen : Wunder lassen sich somit grundsätzlich nicht durch fremde Zeugnisse belegen.—Anders als in der Hume-Literatur zumeist unterstellt, hängt Humes Argument grundsätzlich nicht von einer Abwägung einander entgegenstehender Wahrscheinlichkeiten ab, sondern ausschließlich von seiner inhaltlichen Unterscheidung zwischen proof und probability. Nach einer genauen Bestimmung dieser zumeist vernachlässigten Unterscheidung wird das Humesche Argument als unter diesen Voraussetzungen schlüssig nachgewiesen; abschließend wird seine Reichweite bestimmt.