Abstract
Der Titel dieses Aufsatzes mag zunächst befremden, gar als unsachliche Bösartigkeit aufgefaßt werden, doch „Vorurteil“ und „Wahn“ sind im Rahmen von Psychologie bzw. Sozialpsychologie und Psychopathologie definierte Begriffe. Untersucht man unter diesem Aspekt den mathematischen Grundlagenstreit in diesem Jahrhundert, der richtiger „logisch-mathematischer Grundlagenstreit“ zu nennen wäre, dann wird ein Argumentationsklima deutlich, das von Vorurteils- und Wahnstrukturen geprägt ist, das sich zu Ungungsten der empirisch orientierten Begründungsposition auswirkte. Sollte sich angesichts erneuter Stimmen für die empirische Position wieder eine Grundlagendiskussion entwickeln, wäre das Argumentationsniveau zu verbessern. Hierzu gehört zunächst die Erwägung von Alternativen, besonders bezüglich möglicher Gegenstände von Logik und Mathematik. Weiterhin wären erkenntnistheoretische Konzepte zu entwickeln, die dem eigenständigen Charakter von „reiner“ Logik und Mathematik gerecht werden, aber dennoch empirische Begründung ermöglichen.