Der Boden der Erkenntnistheorie. Reflexionen, Kritik und eine logische Re-Konzeption der Erkenntnisbeziehung

Abstract

Was für eine Art von Beziehung ist die Erkenntnisbeziehung? Ihre geläufige Konzeption im Sinne einer linearen Subjekt-Objekt-Beziehung bildet so etwas wie den Boden, bzw. das logische Rückgrat der Erkenntnistheorie. Von ihr leiten sich weitestgehend die Annahmen, Vorstellungen und Begriffe her, in denen wir über Erkenntnis (als Tätigkeit und als Produkt) kommunizieren. Und insofern ist sie auf informelle oder explizite Weise auch ein Kernelement unserer Auffassung von Wissenschaft. Die Bezeichnung als 'logisches Rückgrat' der Erkenntnistheorie verweist dabei zugleich auf ihren heuristisch-funktionalen Zusammenhang mit der zentralen Aufgabe der Erkenntnistheorie, nämlich der rationalen Rekonstruktion der Beziehung zwischen Inhalt und Gegenstand der Erkenntnis. Es ist diese Aufgabe, die den meta-wissenschaftlichen Status und Anspruch der Erkenntnistheorie begründet. Die genannte Konzeption widerspricht aber zugleich ganz grundlegend unserem Selbstverständnis als 'Teil der Natur' (d.h. als natürlicher Gegenstand unter den anderen Gegenständen der Erkenntnis), von dem auch die 'naturalistischen' Erkenntnistheorien ausgehen. Demnach ist der reale Boden der Erkenntnisreflexion grundsätzlich nicht als lineare Beziehung, sondern als holistische Situation zu begreifen. Das eröffnet einen Spielraum der Reflexion und Kritik, die letztlich zwingend zu einer Re-Konzeption der Erkenntnisbeziehung als eine holistische Erkenntnissituation führt, mit umfassenden logischen und konzeptuellen Konsequenzen für das Grundverständnis des Erkenntnisvorgangs, und in weiterer Folge auch für das Verständnis von Wissenschaft.

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Rudolf Lindpointner
University of Salzburg (PhD)

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