Zu den dark sides ‚ausgesetzten‘ kulturellen Lebens. Einspruch gegen den neuerdings erhobenen optimistischen Ton in der Kulturtheorie

Filozofija I Društvo 31 (4):515-568 (2020)
  Copy   BIBTEX

Abstract

Im Namen homogenisierter Identität widersetzt man sich gegenwärtig jeglichem Versuch, ‚eigene‘ bzw. angeeignete Kultur als in sich heterogen, mit Fremdem transkulturell vermischt zu verstehen. In meinem Beitrag setze ich mich ausgehend von klassischen Beiträgen zur Kulturtheorie mit dieser identitären Versuchung auseinander, um sie vor dem Hintergrund des Befundes verständlich zu machen, dass wir überhaupt nur aus einer unaufhebbaren Welt-Fremdheit heraus Zugang zu kulturellen Lebensformen finden – vorausgesetzt, man nimmt uns auf Dauer in ihnen auf. Dass auf diese Weise jene Fremdheit nicht ‚aufzuheben‘ ist, bedeutet, dass wir niemals eine gewissermaßen ‚restlose’ Enkulturation erfahren, sondern dem Vorkulturellen zutiefst verbunden bleiben. Genau deshalb, so lautet die These, haben wir eine nicht zu tilgende Affinität zu allem Transkulturellen, das man in erster Annährung als dasjenige verstehen kann, was ‚jenseits’ vertrauter Lebensformen liegt und uns zu diesem ‚Jenseits‘ ins Verhältnis setzen kann, weil wir schon in deren ‚Diesseits‘ nie ganz heimisch werden können. Ironischerweise zehrt in dieser Perspektive das Transkulturelle vom Vorkulturellen. Letzteres leugnen die Apologeten des Identitären, indem sie Zerrbilder homogenisierter Zugehörigkeiten feilbieten, die keine innere Unzugehörigkeit, Fremdheit und Distanz mehr zuzulassen scheinen.

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 91,122

External links

Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Meme, Meme, Meme: Darwins Erben und die Kultur.Maria E. Kronfeldner - 2009 - Philosophia Naturalis 46 (1):36-60.
Zur kulturellen Dispositi on der Service-Robotik.Klaus Wiegerling - 2019 - Filozofija I Društvo 30 (3):343-365.
Kulturhomogenisierung oder kulturelle Vielfalt.Ivan Cifrić - 2008 - Synthesis Philosophica 23 (1):25-52.
Difference—power—ethics.Julia Inthorn - 2018 - Ethik in der Medizin 30 (3):181-189.
Hegels Theorie der Intelligenz als Grundlegung der Unmöglichkeit des Unvernünftigen.Héctor Ferreiro - 2015 - In Christoph Asmuth & Simon Gabriel Neuffer (eds.), Irrationalität. Würzburg: Königshausen & Neumann. pp. 71-81.
Fremdheit und Feindschaft: Erörterungen zur Grenze des Ethischen.Günter Figal - 2003 - In Burkhard Liebsch & Dagmar Mensink (eds.), Gewalt Verstehen. Akademie Verlag. pp. 265-286.
Georg Simmels Bekenntnis zum Relativismus. Historische und systematische Überlegungen.Johannes Steizinger - 2020 - In Gerald Hartung, Tim-Florian Steinbach & Heike Koenig (eds.), Der Philosoph Georg Simmel. Verlag Karl Alber. pp. 111-140.
Fähigkeiten, Beschränkungen und Freiheit. Ein Argument gegen den Inkompatibilismus.Achim Lohmar - 2008 - Zeitschrift für Philosophische Forschung 62 (4):492-515.
Kausalprinzip und gottesbeweis, ihre begrundung.Adolf von SchÖnberg - 1956 - Tijdschrift Voor Filosofie 18 (1):59-106.

Analytics

Added to PP
2020-12-31

Downloads
15 (#868,066)

6 months
9 (#210,105)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Author's Profile

Burkhard Liebsch
Ruhr-Universität Bochum

References found in this work

De Officiis.Marcus Tullius Cicero & Walter Miller - 2017 - William Heinemann Macmillan.
Phänomenologie des Geistes.Georg Wilhelm Friedrich Hegel - 2009 - Frankfurt (am Main): Grin Verlag. Edited by György Lukács.
Phänomenologie des Geistes.Georg Wilhelm Friedrich Hegel - 1970 - Wein,: Ullstein. Edited by György Lukács.
« L'Existentialisme est un humanisme ».Jean-Paul Sartre - 1946 - Les Etudes Philosophiques 1 (1):79-80.

View all 19 references / Add more references