Abstract
Politische Verpflichtungen werden häufig mit vertragstheoretischen Modellen begründet. Diese haben jedoch die entscheidende Schwäche, dass in diesem Modell nur derjenige politisch verpflichtet ist, der – zumindest implizit – auch Vertragspartner ist. Dann wäre an gesellschaftliche Regeln aber nur derjenige gebunden, der ohnehin bereit ist, diese zu akzeptieren. Dieser Schwäche vertragstheoretischer Begründungen von politischen Verpflichtungen versucht Margaret Gilbert mit ihrer Theorie pluraler Subjekte zu begegnen, die zu Beginn der Abhandlung vorgestellt und auf Staaten als zentrale Instanzen politischer Verpflichtungen übertragen wird. Im Anschluss daran werden sechs Probleme dieses Konzepts der Begründung politischer Verpflichtungen identifiziert und diskutiert. Es sind die Probleme der Dummheit, der Lüge, des Selbstbezuges, der Anonymität, des Kriteriums und des Anarchisten. Insbesondere das Problem des Anarchisten, der explizit erklärt, nicht Teil des Gemeinwesens sein zu wollen, wird so zum Prüfstein jeder Begründung politischer Verpflichtungen. Am Ende erweist sich Gilberts Argument für die Begründung politischer Verpflichtungen in heterogenen, größeren Staaten mit unklaren Loyalitäten als nur bedingt schlagkräftig