Berlin: Argument Verlag (
1997)
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Abstract
Der Begriff der Regierung, den Foucault vor allem in den weitgehend unveroffentlichten Vorlesungen der Jahre 1978 und 1979 am College de France entwickelt hat, liefert den Schlussel zum Verstandnis seines Spatwerks. NIcht mehr Recht und Krieg, sondern Fuhrung und Hegemonie bilden die zentralen Bezugspunkte. FOucault vertritt die These, daSS die "Genealogie des modernen Staates" und die "Genealogie des modernen Subjekts" zusammengehoren. FOucaults Analyse der modernen Gouvernementmentalitat darf gerade heute Aktualitat beanspruchen. ANhand des liberalen Denkens zeigt er, wie die Selbstregulationsfahigkeit von Individuen und Gruppen mit okonomischer Profitmaximierung und gesellschaftspolitischen Zielen verknupft werden. DAmit kann er die Beziehungen zwischen "Bio-Politik" und Rassismus, Freiheit und Sicherheit, dem Abbau sozialstaatlicher Leistungen und dem zunehmenden Appell an "Eigenverantwortung" und "Selbstsorge" aufzeigen. Der Neoliberalismus ist demnach eine Rationalitat, die nicht nur eine neue Form des Sozialen "erfindet", sondern auch eine neue Subjektivitat. IN ihr sind wirtschaftlicher Wohlstand und personliches Wohlsein miteinander gekoppelt, wobei nicht nur der individuelle Korper, sondern auch der Staat als politischer Korper "schlank" und "fit" sein muSS. THomas Lemkes Studie, die auf umfangreichen Recherchen und bislang unbekanntem Archivmaterial basiert, betritt Neuland in der Foucault-Rezeption. DAruber hinaus enthalt sie die umfassendste Bibliographie der politisch und sozialwissenschaftlich relevanten Arbeiten Foucaults und eine Vielzahl von deutschen Erstubersetzungen seiner Texte. SIe zeigt aber auch, wie von SchulerInnen und KollegInnen Foucaults die "Regierungs"-.PErspektive aufgenommen wurde und sich in Forschungsarbeiten konkretisieren. SIe bietet nicht nur eine Interpretation, sondern wird selbst zum Werkzeug fur eine Kritik der politischen Vernunft.