Abstract
Hume ist ein Vertreter der Moral-Sense-Schule der Ethik. Unter Tugend versteht er die Disposition zu tugendhaftem, d. h. selbstlosem Handeln. Der positive Wert tugendhaften Handelns besteht in seinem Nutzen, sei es für das Wohlergehen der betroffenen Individuen, sei es für die Gesellschaft als ganze durch die Stabilisierung ihrer institutionellen Ordnung. Dieser Doppelfunktion entsprechend, unterscheidet Hume zwischen den natürlichen Tugenden des Wohlwollens und den künstlichen Tugenden der Gerechtigkeit. Hume glaubte, den Hobbes zugeschriebenen Egoismus widerlegen zu müssen: Aus der überwältigenden empirischen Evidenz, dass es tugendhafte Handlungen gibt, folgerte er, dass eine Art fundamentaler Sympathie für unsere Mitmenschen Teil der menschlichen Natur ist und dass der Egoismus daher falsch ist. Tatsächlich aber wird der von Hobbes vertretene Egoismus durch Humes Nützlichkeitserklärung der sozialen Tugenden nicht widerlegt, sondern bestätigt.