Abstract
ZusammenfassungDas Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, einige ethische Implikationen des weltweiten „outsourcing“ von Heil- und Pflegeleistungen auf dem globalen Gesundheitsmarkt aufzuzeigen. Das Augenmerk richtet sich dabei nicht allein auf die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in der nördlichen Erdhälfte durch eine Klientel aus der südlichen Erdhälfte und umgekehrt. Stattdessen sollen vor allem transkulturelle Facetten des Medizintourismus beleuchtet werden, die mit der gegenseitigen Konfrontation verschiedener Medizinkonzepte und dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher kultur- und geschichtsdependenter medizinischer Vorstellungen verbunden sind. Der vorliegende Beitrag legt ein besonderes Augenmerk auf den Umgang mit kulturellen Differenzen im Medizintourismus. Dabei soll die These vertreten werden, dass die Behandlung kultureller Differenz im Rahmen des weltweit florierenden Medizintourismus eine Fortsetzung bereits etablierter und verfestigter Praktiken des Kolonialismus und Neokolonialismus darstellt. Der Beitrag hebt somit auf Mechanismen kultureller Vereinnahmung und sowohl ideelle als auch materielle Verwertungspraktiken von Gesundheitsleistungen, traditioneller Medizin und Biodiversität ab.