Die epistemische Qualität demokratischer Entscheidungsverfahren. Interaktionseffekte zwischen eigennützigen, individuellen Überzeugungen und der epistemischen Qualität kollektiver Entscheidungen

In Frieder Vogelmann & Martin Nonhoff (eds.), Demokratie und Wahrheit. Baden-Baden: Nomos. pp. 265-288 (2021)
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Abstract

In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise, dass die Versorgung mit öffentlichen Gütern in demokratischen Regierungssystemen besser funktioniert als in autokratischen Alternativen. Klassischerweise wird diese Beobachtung durch Unterschiede in den Anreizstrukturen demokratischer und autokratischer Entscheidungsverfahren erklärt (vgl. de Mesquita et al. 2005; Olson 2000). Der vorliegende Beitrag diskutiert eine weitere Erklä- rung für Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Regierungstypen. Aufbauend auf die Debatte zur epistemischen Rechtfertigung demokrati- scher Entscheidungsverfahren (siehe Estlund 2000, Estlund und Landemo- re 2012, 2018) analysieren wir, ob demokratische Regime auch einen insti- tutionell bedingten epistemischen Vorteil haben. Wir untersuchen diese Frage mit Hilfe eines Modells, in dem Akteure vor der Aufgabe stehen, das optimale Niveau öffentlicher Gütern zu bestimmen. Es gilt für die Akteure also, den optimalen Steuersatz zu schätzen. Wir implementieren dieses Modell in eine agentenbasierte Computersimulation und analysie- ren, wie gut es Akteuren innerhalb von zwei idealtypisch verfassten, po- litischen Systemen (Demokratie und Autokratie) gelingt, diese Aufgabe zu lösen. Die resultierenden Ergebnisse erlauben uns, die epistemische Qualität von demokratischen und nicht-demokratischen, kollektiven Ent- scheidungsverfahren zu vergleichen. Wir finden erstens einen positiven Effekt der epistemischen Vielfalt großer Gruppen, die in demokratischen Entscheidungsverfahren zur Geltung kommt (für ähnliche Ergebnisse im Gebiet wissenschaftlicher Gemeinschaften siehe Zollman 2010, O'Connor und Bruner 2019). Zweitens zeigt sich überraschenderweise, dass demokra- tische Entscheidungsverfahren am besten abschneiden, wenn die Bürger auch ihre eigenen Bedürfnisse priorisieren und kommunizieren, anstatt in ihren Interaktionen mit ihren Mitbürgern lediglich das optimale Niveau des öffentlichen Nutzens aus der Sicht der Gruppe zu kommunizieren. Schließlich findet sich ein positiver Effekt von zeitlich begrenzten Deli- berationsphasen auf die epistemische Qualität kollektiver Abstimmungser- gebnisse.

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