Abstract
Die Frage nach der ethischen Bewertung von Neuroenhancement führt zu der Frage, in welchem Verhältnis Neuro-Enhancement zu herkömmlichen mentalen Methoden der Selbstverbesserung stehen. Dieser Vergleich wird in zahlreichen Texten, die sich mit Neuroenhancement auseinandersetzen, angesprochen und für wichtig erachtet, jedoch nie gründlich durchgeführt. Auch besteht keine Klarheit darüber, was genau diese alternativen Methoden sind. Der Aufsatz unternimmt den Versuch, dieses doppelte Desiderat ansatzweise zu beheben und einen fundierten ethisch orientierten Vergleich zwischen Neuro-Enhancement und den alternativen Methoden durchzuführen. Dazu führt er das Konzept der „Selbstformung“ ein, arbeitet deren deskriptiven Merkmale heraus und analysiert ihren Wert für ein gelingendes Leben. Auf dieser Grundlage werden Neuroenhancement und Selbstformung untersucht, und zwar im Hinblick auf vier Selbstverhältnisse und Erfahrungen, die als Elemente eines gelingenden Lebens gelten können: Selbsterkenntnis, Authentizität, Lebensplan und Selbstverwirklichung. Der Vergleich lässt sowohl neue Aspekte von Neuroenhancement sichtbar werden als auch bekannte Fragen in einem neuen Licht erscheinen.