Abstract
»Vom leeren Raum kan es keine Erfahrung, auch keinen Schlus auf das Object derselben geben. [... ] Der Satz [... ]: es giebt leere Räume kan nie ein weder mittelbarer noch unmittelbarer Erfahrungssatz seyn«, so hält Kant im Opus postumum fest, jenem unvollendeten >Werk<, an dem er in den letzten Lebensjahren gearbeitet hatte und das dem »Übergang von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik« gelten sollte. Für diesen Übergang nun ist es eine der entscheidenden Annahmen, dass es keine Erfahrung vom leeren Raum geben könne - eine bemerkenswerte Behauptung, die sich nicht von selbst versteht, insbesondere, wenn man beachtet, dass Kant dem leeren Raum nicht nur abspricht, unmittelbar wahrnehmbar zu sein, sondern auch bestreitet, dass die Existenz leeren Raumes auf Grund von Erfahrung indirekt erschlossen werden könne. In diesem Aufsatz gehe ich den Gründen für diese Annahme Kants nach, um im Anschluss daran nach anderen Auffassungen räumlicher Erfahrung zu fragen, die den leeren Raum im Gegensatz zu Kant als erfahrbar bestimmen. Die Form der Einheit der Erfahrung erweist sich dabei als entscheidend dafür, ob und in welcher Weise leerer Raum zu einem Gegenstand der Erfahrung werden kann.