Abstract
Schrift, Akustik, Geld, Raum, Sinn, elektronische Kommunikationsmittel, Zeit, Kunst, Macht. Was kann man an Bestimmtheit von einem Begriff erwarten, der angeblich all dies umgreifen soll - dem Begriff des Mediums in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme? Die Elemente der Liste scheinen zu verschiedenartig, als dass man sich eine sinnvolle Kategorie vorstellen könnte, die diese Dinge als Exemplare derselben Art vorzustellen in der Lage wäre. Welchen Sinn es machen mag, dass all dies dennoch an unterschiedlichen Stellen in der Theorie Luhmanns als »Medium« unterschieden und bezeichnet wird, kann deutlich werden, wenn man genauer beachtet, welcher Art diese Charakterisierung ist: All diesen Dingen wird nicht einfach das Wesen eines Mediums zugeschrieben. Sie werden vielmehr relativ auf einen bestimmten Kontext und mithilfe einer Unterscheidung von Medium und Form charakterisiert: Sie erweisen sich in Beziehung zu etwas anderem (einer Form) und in einem bestimmten operativen Zusammenhang (relativ auf ein bestimmtes System) als Medium, ohne darum an sich und allein das Wesen eines Mediums zu besitzen. Die Vorzüge einer solchen funktionalen und nicht substanziellen begrifflichen Disposition untersucht der Beitrag.