Abstract
Wir erleben gegenwärtig im intellektuellen Diskurs ebenso wie in der Alltagssprache eine geradezu inflationäre Verwendung des Begriffes Kultur. Wenn aber alles und jedes Kultur heißen kann, verlieren Begriff und Sache ihre diagnostische und analytische Kraft. Der Aufsatz versucht – unter Rückgriff auf das Werk Max Webers und auf die neuere philosophische Anthropologie – zu zeigen, daß Kultur eine anthropologisch begründete, gesellschaftliche Grundtatsache darstellt, ohne deren Macht weder die Lebensführung des Einzelnen möglich noch die Geschichte und Entwicklung von Völkern, Nationen und Gesellschaften verstehbar ist. Im Hintergrund einer solchen Neuvergewisserung des Verstehens von Kultur stehen aktualitätsbestimmte Fragen wie: Kampf der Kulturen ? Kann es multikulturelle Gesellschaften geben? Bedürfen Gesellschaften, Völker und Nationen als Bedingung ihres Überlebens einer „Leitkultur”? usw