Abstract
Die genaue Verbindung von Literatur und Ethik allgemeingültig zu beschreiben, ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Die klassischen und gegenwärtigen Diskurse über Ethik berühren sich nur an wenigen Punkten mit der Ästhetik, dann aber — wie etwa in Kants Kritik der Urteilskraft — in emphatischer und für die ethische und die ästhetische Fragestellung in jeweils keineswegs unproblematischer Weise. 1 Sich der Verbindung von Kunst und Ethik über die Grenzen der (praktischen) Vernunft und die Möglichkeit der Darstellung des sittlich Guten zu nähern, wie Kant dies tut, ist jedoch nur eine Möglichkeit unter anderen, diese Verbindung zu beschreiben. Fragt man nach dem Beitrag von Literatur zu einem guten Leben, ist damit ein anderer, nicht weniger wichtiger Topos der Ethik in der aristotelischen Tradition aufgerufen. 2 Oder man fragt – im Anschluss an Gadamer – nach dem Potential von Weltliteratur als Schule universell-menschlicher Kultur. 3 Und nicht zuletzt kann man den Beitrag von Literatur zu einem Nachdenken nicht über das Gute, sondern über Gerechtigkeit beschreiben. Diesen Versuch macht Charles Bambach mit seinem Buch....