Proclus armeniacus

Bochumer Philosophisches Jahrbuch Fur Antike Und Mittelalter 23 (1):141-202 (2020)
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Abstract

Zusammenfassung a. Angeregt von den Hinweisen aus dem armenischen Kloster in St. Lazzaro, bemerkten einige, auf die kaukasischen Hochkulturen spezialisierte europäische Orientalisten, die Rezeption der proklischen Philosophie in Armenien. 1874, nach fast fünfzig Jahren Forschungsarbeit, standen folgende Ergebnisse fest: I. Im 9. Jahrhundert übersetzte der Georgier Petrizi die Στοιχείωσις θεολογική ins Georgische und fügte Kommentare hinzu. Diese Vorlage nutzte der Armenier Simeon für eine erste armenische Übersetzung des proklischen Opusculums. Später, in der Frühen Neuzeit, erkannte dann ein anderer armenischer Gelehrter, der ebenfalls den Namen Simeon‘ trug, die Fehler dieser ersten Translation, verbesserte sie und verfasste ebenfalls einen Kommentar dazu. Handschriften dieser zweiten Fassung befanden sich in Westeuropa sowie in armenischen Klöstern. b. Eine umfangreiche Auseinandersetzung mit den armenischen Procliana fand in Europa allerdings nicht statt. Die Ursache für diese verpasste Gelegenheit liegt vor allem am mangelnden Interesse an einem vertieften Studium der armenischen Philosophie und an fehlenden philologischen Fachkenntnissen. Nur C. F. Neumann kann dabei als Ausnahme gelten. Er wäre aufgrund seiner philosophischen und philologischen Ausbildung zu einer qualifizierten Auswertung der armenischen Procliana in der Lage gewesen. Er suchte sogar nach diesen Materialien, aber seine Recherchen führten nicht zum gewünschten Erfolg. Später verlor er die Philosophie der Armenier aus den Augen und überließ das Feld anderen. Deren Kenntnis des Proklos und seiner Philosophie hielt sich dagegen in engen Grenzen und ging nicht über die Informationen lexikalischer Handbücher hinaus. Das entsprach dem Geist der Zeit, die im Neuplatonismus keine bedeutende philosophische Strömung sah. Dennoch führten diese Untersuchungen zu Einsichten in die Geschichte der armenischen Philosophie. c. Die armenischen Procliana standen im 19. Jahrhundert niemals im Mittelpunkt der Forschung. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Ein Umdenken kann jedoch nur dann gelingen, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass auch Translationen als Dokumente der interkulturellen Philosophie eine hohe Bedeutung besitzen und die Rekonstruktion derartiger Transfers zu wichtigen Ergebnissen führt; Übersetzungen verknüpfen nicht nur Sprachwelten, sondern auch differente Weltdeutungen. Die armenischen Procliana bestätigen jedenfalls die These, dass die Auffassung von separaten philosophischen Traditionen in Armenien und Georgien nur bedingt Gültigkeit besitzt.

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Udo Jeck
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