Abstract
ZusammenfassungIn diesem Aufsatz wird zunächst das klassische Theodizee-problem dargelegt und eine Typologie seiner möglichen Lösungsarten (apologetische Konzeptionen, Atheismus, begriffliche Modifikationen an der Gottesvorstellung, Agnostizismus) entworfen. Nach einer zusammenfassenden Erörterung dieser Strategien wendet sich der Verfasser einer reizvollen, bislang kaum beachteten Stellungnahme von J. S. Mill zu, die er dann innerhalb der weiteren Ausführungen zu berücksichtigen sucht. Im zweiten Teil des Aufsatzes wird die apologetische Lösung der Theodizee durch F. v. Kutschera systematisch rekonstruiert und kritisch beleuchtet. Diese Lösung hebt hervor, der letzte Sinn des Leidens sei zwar für uns nicht erfassbar, wir könnten aber im Vertrauen auf die Vorsehung Gottes annehmen und uns im Rahmen der Gemeinschaft mit Gott darauf verlassen, dass Heilsgeschichte zugleich Leidensgeschichte sei. Hierbei sollen wir im Glauben mit Gott den Weg zueinander gehen – wohin er auch führt. Nach einer partiellen Infragestellung dieser Lösung, stellt der Verfasser die Frage, ob unser Vertrauen zu Gott unter allen denkbaren Umständen bedingungslos bleiben sollte. Dabei wird auf die Risiken eines blinden und fanatischen Glaubens hingewiesen. Demgegenüber wird das Bedürfnis danach bejaht, unseren Glauben doch an die positiven Aussichten für die Erfüllung gewisser menschlicher Fundamentalerwartungen (keine Vernichtung von Menschheit sowie anderer Lebewesen, kein sinnloser und umfassender Weltuntergang, die Anerkennung und Bewahrung der Schöpfung etc.) zu binden.