Die Schönheit als das nicht in den Begriff »Vollkommenheit« Auflösbare: Über den Begriff »Zweckmäßigkeit« in Kants Ästhetik
Bigaku 57 (4):1-14 (
2007)
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Abstract
In §15 der Kritik der Urteilskraft fragt Kant : »ob sich auch die Schönheit wirklich in den Begriff der Vollkommenheit auflösen lasse«. Kant kritisiert Baumgartens und Meiers Ästhetik, welche die Schönheit als die nur in verworrener Weise vorgestellte Vollkommenheit begreift, und baut auf der Grundlage des Zweckmäßigkeitbegriffs seine eigene Ästhetik auf. Freilich übernimmt Kant verschiedene Begriffe aus Baumgarten und Meier. Vor allem der Begriff »Lebhaftigkeit« ist ein ihnen gemeinsames Merkmal der ästhetischen Erfahrung, der eine wichtige Roll in ihren Theorien spielt. Baumgarten und Meier gebrauchen diesen Begriff als Metapher, um eine Erfülltheit der ästhetischen Erkenntnis zu kennzeichnen, die durch die Abstraktion der Vernunft nicht beschädigt wird. Dagegen wirkt der Begriff »Lebhaftigkeit« bei Kant nicht mehr metaphorisch. Denn für Kant bedeutet die Schönheit zuerst die Naturschönheit, die man in der lebendigen und organischen Natur wahrnehmen kann. Also liegt zwischen leibniz-wolffischen und kantischen Ästhetik eine Wende, die dieser Aufsatz die teleologische Wende vom Schönen nennt. Dieser Aufsatz geht dem Weg Kants zu dieser Wende nach und versucht zu zeigen, welche neuen Möglichkeiten Kants Ästhetik dadurch eröffnet hat, dass sie die Zweckmäßigkeit anstelle der Vollkommenheit als Leitfaden des Gadankens über die Schönheit auffaßt