Tolerating Wickedness: Moral Reasons for Lawmakers to Permit Immorality

Jahrbuch für Recht Und Ethik 13 (2005)
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Abstract

In diesem Beitrag werde ich die Wege untersuchen, auf denen Moraltheoretiker philosophischen Sinn in der These entdecken könnten, daß das Gesetz die moralische Schlechtigkeit von Personen dadurch tolerieren sollte, daß es den Bürgern Rechte zuerkennt, moralisch Falsches zu tun. Dabei vernachlässige ich Fälle, in denen diese Toleranz deshalb angemessen erscheint, weil die Moralität des in Rede stehenden Verhaltens ungewiss oder jedenfalls unter gleichermaßen vernünftigen Personen hinreichend umstritten ist, so daß die Gewährung von Freiheit auch für den Staat als das angemessene Mittel erscheint, die Problematik zu lösen. Stattdessen werde ich mich auf Fälle konzentrieren, in denen der Gesetzgeber davon überzeugt ist, daß das betreffende Verhalten tadelnswert ist, so daß weder Zweifel noch Uneinigkeit über die Bewertung des Verhaltens als ausreichende Gründe dafür genannt werden können, daß der Staat sich der Sache nicht annimmt.Wie ich im 1. Teil zeige, kann sowohl von konsequentialistischen als auch von deontologischen Moraltheorien angenommen werden, daß sie unmoralisches Verhalten erlauben, das keine Verletzung von konsequentialistischen bzw. deontologischen Pflichten darstellt. Regel-Konsequentialisten verlangen Toleranz für akt-konsequentialistisch betrachtete Verstöße, sofern sie im Rahmen ihrer Regeln erfolgen; und Deontologen fordern Toleranz für kategorisch erlaubte Taten, die sub-optimale Konsequenzen haben. Im Hinblick darauf, daß wir eine Tugenpflicht haben könnten, uns zu Personen zu entwickeln, die deontologische Erlaubnisse nicht mißbrauchen, untersuche ich eine Reihe von Gründen, die es nahe legen, daß diejenigen, die sich einer Moraltheorie der Tugendpflichten verbunden fühlen, die die Besorgnis um Handlungen durch eine Besorgnis um den Charakter der Person ersetzt, gleichwohl gute Gründe dafür hat, die Kultivierung eines guten Charakters außerhalb der Reichweite des Staates zu belassen.Die Problematik wird schwieriger, wenn wir von den unmoralischen Handlungen, die keine Pflichten verletzen , zu den unmoralischen Handlungen übergehen, die solche Pflichten verletzen. Kann ein Konsequentialist sich damit einverstanden erklären, daß der Staat Personen die Freiheit zugesteht, etwas zu tun, was konsequentialistisch verboten ist? Kann ein Deontologe nicht nur die Freiheit, Erlaubnisse zu missbrauchen, verteidigen, sondern auch die Freiheit, kategorische Verbote zu verletzen? Im 2. Teil des vorliegenden Beitrages vertrete ich die These, daß es durchaus einleuchtende Gründe dafür geben mag, daß Freiheit entweder intrinsisch oder instrumentell gut ist, um andere intrinsisch gute Dinge zu bewirken, in welchem Fall Konsequentialisten gute Gründe dafür haben, daß der Staat grundsätzlich moralische Schlechtigkeit tolerieren sollte, oder sie zumindest dann tolerieren sollte, wenn dies der Preis dafür ist, größeres Gutes zu befördern. Im 3. Teil behaupte ich, daß selbst unsere beste deontologische Theorie Maximen in sich aufnehmen kann, die es dem Gesetzgeber kategorisch verbieten, den Bürgern die Verletzung kategorischer Maximen zu verbieten. So kann es dem Gesetzgeber z.B. verboten sein, in die Privatsphäre der Bürger einzugreifen, um das Fehlverhalten von Bürgern zu ermitteln. Oder es kann dem Gesetzgeber auferlegt sein, nicht etwas zu verbieten, wenn er dieses Verbot nicht gegenüber allen Bürgern durchsetzen kann.Das Ergebnis meiner Analyse ist, daß die Theorie liberaler Toleranz nicht von der Behauptung vernünftigen Zweifels und der Uneinigkeit zwischen Gesetzgeber und Bürgern abhängt, wie es unter liberalen Politikwissenschaftlern oftmals voraus-gesetzt wird. Selbst dann, wenn vernünftige Personen sich darüber einig sind, daß eine bestimmte Art von Verhalten unmoralisch ist, und selbst dann, wenn bei dem Gesetzgeber kaum Zweifel an der Unmoralität des Verhaltens vorhanden sind, gibt es doch schwerwiegende moralische Gründe dafür, weshalb der Gesetzgeber moralisch verpflichtet sein kann, die Begehung unmoralischer Handlungen zu tolerieren. In this article I explore the ways in which moral theorists might make philosophical sense of the claim that the law ought to tolerate moral wickedness by according citizens legal rights to do moral wrongs. I set aside cases in which tolerance is proper because the morality of the conduct in question is uncertain or sufficiently contested by equally reasonable persons so as to make liberty the appropriate default solution for the state. Instead, I confine my inquiry to cases in which lawmakers are confident that the conduct in question is blameworthy, so that doubt and disagreement cannot be said to be sufficient reasons for staying the hand of the state. As I argue in Part I, both consequentialist and deontological moral theories can be thought to permit immoralities that are not violations of consequentialist or deontological obligations. Rule-consequentialists require tolerance of act-consequential wrongs that are done in the name of their rules; and deontologists require tolerance of consequentially sub-optimal deeds that are categorically permitted. While we may have aretaic obligations to become the kinds of persons who do not abuse deontological permissions, I explore a series of reasons to think that those who subscribe to an aretaic moral theory that substitutes concerns for character for concerns for actions will nevertheless have good grounds to place the cultivation of good character beyond the scope of the state. The question is harder when we move from immoralities that do not violate obligations to immoralities that do violate such obligations. Can consequentialists make sense of the state according persons liberty to do what is consequentially prohibited? Can deontologists defend not just the liberty to misuse permissions but the liberty to violate categorical prohibitions? I argue in Part II that there may be sound arguments for why liberty is either intrinsically good or instrumentally good for the achievement of other intrinsically good things, in which case, consequentialists have sounds reasons for supposing that the state ought to tolerate wickedness, tu cour , or tolerate it when it is a price that purchases greater goods. And I argue in Part III that our best deontological theory may contain within it maxims that categorically prohibit legislators from prohibiting violations of categorical maxims on the part of citizens. For example, they may be enjoined from invading citizens' privacy in the ways required to detect citizens' wrongdoing; or they may be enjoined not to prohibit what they cannot equally enforce against all. The upshot of my analysis is that a theory of liberal tolerance does not depend upon claims of reasonable doubt and disagreement amongst lawmakers and citizens, as is so often supposed amongst liberal political theorists. Even if reasonable persons agree that a kind of conduct is immoral, and even if lawmakers are in little doubt about its immorality, there are powerful moral reasons why lawmakers might be morally obligated to tolerate its persistence.

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