Robert Bellarmin und die Vulgata. Ein Beitrag zur Diskussion uber die papstliche Unfehlbarkeit
Abstract
Während seines Aufenthalts in Löwen machte Bellarmin Bekanntschaft mit einer humanistisch geprägten Exegese, wie sein Brief an Kardinal Sirleto zeigt, in dem es um die Autorität der Vulgata und deren Verhältnis zu den biblischen Sprachen geht. Auch später wird er sich auf Löwener Theologen berufen. Er war also gut vorbereitet, als er den Auftrag erhielt, an der Revision der durch Papst Sixtus V. publizierten Bibel mitzuwirken, deren Korrekturbedürftigkeit Bellarmin erkannt hatte. Um das Ansehen des Papstes zu schonen, schlug er vor, die Bibel aus dem Verkehr zu ziehen. Der Konsequenzen eines solchen Schritts für das höchste Amt war er sich bewusst. Der in diesem Kontext von Bellarmin verfasste Traktat plädiert für eine weite Interpretation des Trienter Vulgatadekrets. Die Rolle der biblischen Sprachen wird ebenso betont wie die Schwierigkeiten einer Revision des lateinischen Textes. Bellarmins Haltung gegenüber der Sixtusbibel, die sich aufgrund der Bulle Aeternus ille infallibler Autorität zu erfreuen schien, trug ihm später von Jesuiten der Universität Ingolstadt den Vorwurf ein, gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit verstoßen zu haben