Abstract
Rawls’ Theorie derGerechtigkeit gilt für viele Philosoph*innen als die „Inspirationsquelle zeitgenössischer Moral- und Politiktheorie“ (Moller Okin 1993, 306), die die bereits totgesagte politische Philosophie nicht nur rehabilitierte, sondern auch revitalisierte. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts geriet das philosophische Erbe der berühmten politischen Philosophen Hobbes, Locke, Rousseau und Hegel immer mehr in die Kritik. Angesichts einer szientistischen Grundstimmung bescheinigt der Philosoph Peter Laslett im Jahr 1956 den Tod der politischen Philosophie und hält die Tradition für abgebrochen: „political philosophy is dead“ (Laslett 1956, vii). Politische Philosophie als das Nachdenken über die Legitimation und Verfasstheit der Grundlagen des sozialen, menschlichen Zusammenlebens wird auf diese Weise unter das „Verdikt des Unsinns gestellt“ (Kersting 2001, 16).