Intersex(e) und alternative Heilungsstrategien: Medizin, soziale Imperative und identitätsstiftende Gegengemeinschaften

Ethik in der Medizin 16 (1):48-67 (2004)
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Abstract

Die medizinischen Interventionen bei Intersexualität basieren auf den vorherrschenden gesellschaftlichen Geschlechtsnormen, die das intersexuelle Kind als behandlungsbedürftige Abweichung sehen. Aus diesem Blickwinkel wird unter „Heilung“ die erfolgreiche Integration des intersexuellen Individuums in ein eindeutig abgegrenztes Geschlecht verstanden, das durch eine medizinische Behandlung hergestellt wird. Dabei wird einerseits vorausgesetzt, dass unbehandelte intersexuelle Individuen nicht erfolgreich „heilen“ können, und andererseits, dass behandelte Individuen medizinische Interventionen als „Heilungsmaßnahmen“ erleben. Die Exploration der medizinischen Fachliteratur und der Berichte aus erster Hand sowohl von behandelten als auch von unbehandelten Menschen mit Intersexualität lassen diese Vorannahmen fragwürdig erscheinen. In der Literatur wird nämlich belegt, dass als grundlegende Mittel, die tatsächlich bei diesen Menschen zu einer „Heilung“ führen, zentrale Werte wie Selbstakzeptanz der Andersartigkeit, Überwindung der Isolation durch Austausch mit anderen in ähnlichen Situationen und Wahrhaftigkeit von Bedeutung sind. Dies würde bedeuten, dass eine medizinische Intervention zur Überwindung der sozialen Ausgrenzung in Fällen von Intersexualität möglicherweise nicht die effektivste „Heilungsmaßnahme“ ist. Die medizinische Behandlung muss vielmehr darauf ausgerichtet werden, die Reaktion auf Intersexualität zu überwinden, als diesen Zustand selbst als pathologisch anzusehen

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