Der psychophysische parallelismus: Von fechner und Mach zu Davidson und Wieder zurück
Abstract
In philosophischen wie nichtphilosophischen Darstellungen wird heutzutage der Ursprung des Leib-Seele-Problems überwiegend mit dem kartesischen Dualismus in Verbindung gebracht. Es wird die Meinung vertreten, daß erst durch Descartes’ Aufteilung des Menschen (und damit der Welt) in die beiden einander ausschließenden Substanzen der res extensa und der res cogitans das philosophische Grundübel in die Leib-Seele-Philosophie gekommen sei.1 Folgerichtig ist man fest davon überzeugt, daß sich das Problem nur lösen läßt, wenn man es an der Wurzel packt und konsequent Descartes’ ontologischen Dualismus verwirft. Ein Herumdoktern an den Symptomen nach Art des Okkasionalismus oder der Leibnizschen Lehre von der prästabilierten Harmonie wird demgegenüber als metaphysisch suspekt und aussichtslos angesehen. Zwar ist inzwischen die Hoffnung, durch bloßen Anti-Cartesianismus ans Ziel zu kommen, etwas geschwunden, nachdem man feststellen mußte, daß die anfänglich so vielversprechende Kritik des Behaviourismus an Descartes nicht zum Ziel führte. Und auch mit der nächsten, von der Identitätstheorie hervorgerufenen großen Welle der Descartes-Kritik sind die Lösungen bis heute nicht so befriedigend ausgefallen, wie man sie gerne hätte. Die Überzeugung ist aber weiterhin stark, daß eine Lösung für das Leib-Seele-Problem zuallererst die Verwerfung des kartesischen Dualismus erfordert.