Abstract
Der Beitrag geht der Frage nach, wie in pädagogischen Diskursen die Praktiken des schulischen Vergleichens und die daraus resultierende Produktion von Ungleichheit mit der zugleich angenommenen Gleichheit der Kinder vereinbart wurde. Heßdörfer verweist darauf, dass es die Entwicklung eines statistischen Normalitätskonzepts und unterschiedlicher Messtechniken um die Wende zum 20. Jahrhundert waren, die hier Lösungsperspektiven eröffneten: Sie erlaubten es, das Verhältnis von Gleichheit und individueller Verschiedenheit so zu bearbeiten, dass schulische Selektionsprozesse und die mit ihnen verbundene Herstellung sozialer Ungleichheit als legitim erscheinen konnten. Die statistische Norm ergibt einen Vergleichsmaßstab, der individuelle Verschiedenheit zum einen als vorauszusetzende Gleichheit und zum anderen als privaten Ausgangspunkt der unterschiedlichen Angleichung an die Norm zu denken erlaubt. Psychologische Messtechniken beanspruchen, wie hier gezeigt wird, mit ihrer nationalökonomischen Orientierung damit eine nützliche Passung von schulischer Selektion und Positionierung im Wirtschaftssystem ausweisen zu können. Der Rückgriff auf Rancières politisches Konzept der Gleichheit und das diesem korrespondierende Axiom einer Gleichheit der Intelligenzen erlaubt hier eine andere Akzentsetzung.