Abstract
Die Kulturwissenschaften besitzen ein Interesse an einer positiven inkompatibilistischen Antwort auf die Frage nach der Freiheit des Willens. Wäre es nicht möglich, einen gehaltvollen inkompatibilistischen Begriff von Willensfreiheit zu entwickeln, besäßen die Kulturwissenschaften einen gegenüber den Naturwissenschaften defizienten Status in dem Sinne, dass ihre hermeneutische Vorgehensweise nur provisorischen Wert hat, solange bis eine verlaufsgesetzliche Erklärung des je betreffenden menschlichen Verhaltens etabliert ist. Im Beitrag wird zunächst der Begriff der Willensfreiheit diskutiert. Im Anschluss daran wird zum einen der deterministische Versuch widerlegt, die Existenz einer (inkompatibilistisch bestimmten) Freiheit des Willens zu negieren und zum anderen aber auch die übichen antideterministischen Verteidigungsversuche als unzureichend ausgewiesen. Im letzten Abschnitt wird die Willensfreiheit als die Fähigkeit verstanden, sein Handeln an (als gut bzw. besser erkannten) Gründen ausrichten zu können.