Abstract
Marías’ Romane setzen die kontingente Verfasstheit großstädtischen Lebens in Szene, indem sie das Zeitbewusstsein der Figuren in ein Spannungsverhältnis zur Unausweichlichkeit des – oft plötzlichen – Todes setzen, und dabei die Ambivalenz von Ordnung und Chaos, von Freiheit und Emanzipation in Indifferenz und Beliebigkeit überführen. Sie spiegeln heutige Formen ausgeprägter Individualität in der Großstadt, für die Vanitas zur Erscheinungsweise der als kontingent erfahrenen Selbst- und Welterfahrung wird. Der Roman Morgen in der Schlacht denk an mich thematisiert solche Ambivalenzen der Kontingenz in unterschiedlichen Figurenkonstellationen. Nicht einmal die Möglichkeiten der libidinösen Befriedigung greifen noch, wie Marías’ Roman Die sterblich Verliebten bestätigt. Vielmehr werden Konfigurationen der Vanitas in den skizzierten Rahmen rekontextualisiert, wodurch sich ein Schwinden (difuminación) von Identität, eine Aushöhlung des Subjekts, vollzieht.