Abstract
Der ethische Relativismus hat sich vielfach als überzeugende Theorie erwiesen. Es soll erörtert werden, welche Konsequenzen sich für universalistische Ansprüche der Ethik ergeben, falls man einen Relativismus akzeptiert, der die Objektivität moralischer Aussagen relativ zu einem "moral framework" oder Rahmenkonzept bestimmt . Kann es unter dieser Bedingung noch universelle Kriterien ethischen Entscheidens geben? Der Begriff "universell" kann a) ausdrücken, daß man bestimmte Kriterien aus einem Rahmen heraus auf alle Betroffenen und insofern universell anwendet. Zudem kann der Begriff b) beinhalten, daß man einige Kriterien hat, die für alle Situationen, d.h. also situationsunspezifisch vorschreibbar sind. Die Bedeutungszuweisungen a) und b) muß man verteidigen, wenn man sinnvoll an der Idee der Universalität festhalten will. Universalität im Sinne von a) soll in diesem Aufsatz verteidigt werden. Damit wird gleichzeitig behauptet, daß die zurecht aus der Geltung des Relativismus ableitbare Gleichberechtigung aller Moralkonzepte de facto notwendig außer kraft gesetzt werden muß