Kausalkräfte und agenskausale libertarische Willensfreiheit
Abstract
Die intensive Auseinandersetzung mit Dispositionen und Kausalkräften innerhalb der analytischen Ontologie hat wesentlich dazu beigetragen, in der Handlungstheorie offener und ungenierter von den Kausalkräften des Handelnden („agent causal powers“) bzw. der Agenskausalität (AK) zu sprechen. In diesem Beitrag gehe ich auf diese Entwicklung ein, indem ich aktuelle Ansätze agenskausaler libertarischer Willensfreiheit (ALW) diskutiere. Zuerst stelle ich kurz die Konkurrenztheorie von ALW dar, welche libertarische Willensfreiheit im Rahmen ereigniskausaler Ansätze (ELW) zu entfalten versucht. Dann skizziere ich zwei Haupteinwände, welche Vertreter von ALW gegenüber ELW einbringen, nämlich den Zufallseinwand („problem of luck“) und das Problem des verschwindenden Handelnden („problem of the disappearing agent“). Im Anschluss daran argumentiere ich dafür, dass Agenskausalität den Kontrolleinwand nur dann beheben kann, wenn sie nicht als rein kausales, sondern zusätzlich auch als ein rationales Vermögen bestimmt wird. Ich schließe mit einigen Überlegungen, inwiefern eine Metaphysik der Kausalkräfte positiv zur Fortführung dieser Diskussion beitragen kann, und wo die Grenzen eines solchen metaphysischen Ansatzes zu zeichnen sind.