Kant und die Spezielle Relativitätstheorie

Kant Studien 99 (1):30-45 (2008)
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Abstract

Im vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum der Speziellen Relativitätstheorie (SRT) gibt es (flache) dreidimensionale geometrische Objekte, sogenannte Hyperebenen, die für die Theorie von zentraler Bedeutung sind. Jede solche Hyperebene kann zum einen als raumartig charakterisiert werden und zum anderen als Gleichzeitigkeitsebene. Dasselbe geometrische Objekt ist also je nach Betrachtungsweise raumartig oder räumlich. Während der Ausdruck „raumartige Hyperebene“ ein lorentzinvariantes, absolutes Objekt bezeichnet, ist mit „Gleichzeitigkeitsebene“ etwas Beobachterabhängiges benannt. Daher läßt sich sagen: Dasselbe, das in seiner Beobachterabhängigkeit als räumlich charakterisiert ist, ist in seiner Beobachterunabhängigkeit betrachtet raumartig. Ganz ähnlich argumentiert auch Kant bezüglich empirischer Objekte: Dasselbe ist auf zwei verschiedene Weisen betrachtbar – nämlich zum einen „als Erscheinung“ und zum anderen „an sich selbst“. Es als Erscheinung zu betrachten, bedeutet, es in seiner Subjektabhängigkeit zu erfassen, es an sich selbst zu betrachten, heißt, in ihm auch Subjektunabhängiges zu erblicken. Daß dies keine bloße Analogie ist, soll im ersten Teil gezeigt werden. Hier wie dort geht es letztlich um denselben Zweck – nämlich um die Charakterisierung empirischer Objekte als wirklicher: Ein wirkliches Objekt ist nach Kant subjektabhängig, aber nicht subjektiv. Weil subjektabhängig, ist es als Erscheinung betrachtbar; aber weil nicht subjektiv, auch immer an sich selbst. In der SRT wiederum ist ein empirisches Objekt in seiner Wirklichkeit nur dann voll erfaßt, wenn man es sowohl als räumliches wie als raumartiges betrachtet. Als bloß räumliches wäre es nämlich für verschieden bewegte Beobachter nicht zugleich gegenwärtig und nicht in allen seinen Teilen gleichzeitig; als bloß raumartiges hingegen wäre es noch gar nicht inhaltlich, sondern bloß formal bestimmt. Die SRT gibt mithin dem kantischen „an sich selbst“ einen neuen Namen („Raumartigkeit“), was man als eine Konkretisierung ansehen kann.

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