Abstract
Wittgenstein ist auf vielschichtige Weise mit Rußland verbunden: als Kriegsfreiwilliger an der Ostfront, als eifriger Leser von Tolstoi und Dostojewski, als Freund Nikolai Bachtins und als Reisender in der Sowjet-Union. Wittgensteins Verhältnis zu Nikolai Bachtin - eine Geistesverwandtschaft vor dem Hintergrund humanistischer Bildung, Religiosität, Askese, Patriotismus und Weltbürgertum - und zu dessen Bruder Michail sowie beider Einfuß auf seine Philosophie, speziell in den Philosophischen Untersuchungen, werden im Detail untersucht. Seine Kontakte zu anderen Exilrussen (bes. Fanja Pascal), die Beziehungen der Bachtin-Brüder zum Brenner-Kreis und Wittgensteins Motive für seine Rußlandreise sowie seinen vagen Plan, sich dort niederzulassen, werden anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Korrespondenzen rekonstruiert.