Abstract
Kontextualistische Wissenstheorien wurden bisher hauptsächlich zur Auseinandersetzung mit dem Skeptiker entwickelt. Meines Erachtens sind sie dabei wenig erfolgreich, bieten aber einen vielversprechenden Ansatz zur Auflösung des bekannten Gettier-Problems. In diesem Aufsatz setze ich mich vor allem mit einer Überlegung Stewart Cohens auseinander, die zu zeigen scheint, dass auch der Kontextualist eine vom Wissenszuschreiber unabhängige „anti-Gettier-Bedingung“ braucht. Hätte er damit recht, so wäre vom Kontextualismus kein Fortschritt bei der traditionellen Wissensanalyse zu erwarten. Zur Widerlegung seines Arguments schlage ich zunächst eine Wissensdefinition vor, die als „radikal kontextualistisch“ bezeichnet werden kann, insofern darin allein Faktoren, die dem Kontext des Wissenszuschreibers zuzurechnen sind, eine Rolle spielen. Indem ich deutlich mache, wie ich zu meinem radikalen Kontextualismus komme, zeige ich, wie man Cohens Argument entgeht. Bei dieser Überlegung spielt allerdings die enge Verbindung zwischen dem Begriff des Wissens und dem des guten Informanten, gegen die vor allem Ansgar Beckermann argumentiert hat, eine entscheidende Rolle. Auch mit Beckermanns Argumenten setzte ich mich daher auseinander