Abstract
Vorliegendes Buch enthält die aktualisierte und leicht überarbeitete Fassung der 1998 von der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden angenommenen Dissertation. Zentrales Anliegen dieser Arbeit ist es, den Gründen für das Scheitern der Bischofstätigkeit des Johannes Chrysostomus in Konstantinopel (398–404) nachzugehen. Gefragt wurde sowohl nach den Ursachen konkreter Konfliktsituationen als auch nach den Ursachen der in den Quellen bezeugten Aversionen grundsätzlicher Natur. Zugleich ging es darum, am Beispiel von Chrysosostmus gewisse Bedingtheiten bischöflichen Wirkens aufzuzeigen, die komplexe Struktur und damit die Natur der Bischofsvollmacht in der Spätantike generell zu erfassen. Gab im Jahre 398 das nachhaltige Interesse höchster staatlicher Stellen den Ausschlag für die Ernennung des rhetorisch begabten Priesters aus Antiochia zum Bischof von Konstantinopel, stützte nur fünf Jahre später gleichfalls staatliches Interesse seine Entmachtung durch eine Bischofssynode. Im Jahr darauf verfügte ein kaiserliches Dekret die Ausweisung des Johannes Chrysostomus in eines der entlegensten Gebiete des Reiches. Das kaiserliche Interesse an der Absetzung wurde nachweislich von Vertretern mehrerer anderer Gruppierungen geteilt, Mönchen, Klerikern, Bischöfen und ebenso weltlichen Honoratioren.