Abstract
In einer Kritik an Kant behauptet R. Bubner, dass jener die praktische Vernunft zu sehr nach dem Modell der theoretischen konzipiert habe, und demzufolge dem Menschen nicht als einem endlichen Wesen gerecht werde. Er meint, dass bei der Bestimmung der praktischen Vernunft einem wirklichen Ethos das Primat zukomme. Bubner muss aber entgegengestellt werden, dass er hinter den von Hegel explizitierten modernen Wahrheitsbegriff, in welchem die praktische Vernunft als Moment der theoretischen gedacht wird, zurückfällt. Auch Bubner — so wird im weiteren dargelegt — kann sich der Hegelianischen Position nicht entziehen. Der Begriff des moralischen Subjektes, den sk entwickelt, entspricht nicht nur den Einwänden, die Bubner der praktischen Vernunft entgegenhält, sondern verbindet überdies jene Bestimmungen theoretisch zu einer inneren Einheit. Die Problematik, die Bubner in seiner Kritik an Kant erörtert — wie kann Endlichkeit und Historizität der praktischen Vernunft inkorporiert werden? — wird von Hegel nicht gelöst, sondern kehrt in einer bestimmten Form zurück, wenn er den Übergang von der Moralität zur Sittlichkeit ausarbeitet. Dies wird an der Hegeischen Konzeption der Institution Ehe erläutert. Die Darlegung wird mit einer alternativen Bestimmung des Instituts Ehe abgeschlossen, die sowohl dem Begriff des moralischen Subjektes als auch den Dimensionen der Endlichkeit und Historizität entspricht.