Vom Gemeingeist Zum Habitus: Husserls Ideen Ii: Sozialphilosophische Implikationen der Phänomenologie

Cham: Springer Verlag (2018)
  Copy   BIBTEX

Abstract

Dieses Buch bietet die erste systematische Interpretation von Husserls Ideen für eine reine Phänomenologie und phänomenologische Philosophie anhand der neuen kritischen Edition von Ideen II. Es ermöglicht eine phänomenologische Auslegung des allgemein-metaphysischen Problems, wie physische, mentale und soziale Tatsachen zusammenhängen. Das Buch diskutiert und interpretiert detailliert einige von Husserls zentralen Konzeptionen und zeigt die Konsequenzen seines Denkansatzes und seiner Theorieentwicklung. Natur und Gemeingeist sind Husserl zufolge die Grundbegriffe der naturalistischen und der personalistischen Einstellungen und dienen als Leitfaden der Unterscheidung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. In der kritischen Auseinandersetzung mit diesem wissenschaftstheoretischen Dualismus führt Husserl den Habitus-Begriff methodisch ein, um das Verhältnis von Natur- und Sozialontologie aus der konkreten Erfahrung heraus phänomenologisch neu zu deuten, womit der spätere, anti-dualistische Weg der Lebensweltphänomenologie vorbereitet wird. In Husserls Studien zur Regionalontologie des Gemeingeistes rückt das konkrete Subjekt in den Vordergrund der Intentionalitätsanalyse, indem die sinntragenden Elemente der Inaktualitität auf Habitualisierungsprozesse und die Intersubjektivität auf Sozialisierungsstufen zurückgeführt werden. Dank der durch den Habitus-Begriff ermöglichten klaren Unterscheidung zwischen konstituierender Aktualität und konstitutiver Relevanz des inaktuellen Horizonts kann Husserls Philosophie des Geistes als individualistisch und holistisch zugleich gelten. Dieser ontologischen Position entspricht auch Husserls sozialepistemologische Ansicht, dass sich Wissenschaften erst im Rahmen idealisierter Sozialstrukturen entfalten können. Durch diese idealisierenden Operationen wird die Konstitution der Objektivität möglich, welche die Wissenschaften anstreben. Deren Rationalität ist deshalb in ihren konkreten und idealisierten Sozialitätsstufen und Habitualitäten zu befragen.

Links

PhilArchive



    Upload a copy of this work     Papers currently archived: 91,202

External links

Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Chapters

Das Manuskript Gemeingeist I

Husserls Manuskript Gemeingeist I zeigt begriffliche Verwandtschaften mit Diltheys deskriptiver Psychologie. Dilthey wendet Husserls Begriff der Apperzeption aus den Logischen Untersuchungen an, um die soziale und historische Wirklichkeit aus der menschlichen Erfahrung heraus zu verstehen. Das perso... see more

Der Intentionalitätsbegriff der Ideen I

Dieses Kapitel führt in die ambitionierte Systematik von Husserls Ideen ein und erläutert die darin entwickelte holistische Auffassung von Intentionalität.Husserls editorischer Plan für die Ideen war ursprünglich in drei Bücher aufgeteilt: 1. eine Einleitung in die reine Phänomenologie; 2. deren Anw... see more

Die Phänomenologie der Realität im sogenannten Bleistiftmanuskript

Der erste Entwurf von Husserls Analyse der naturalistischen Einstellung verdeutlicht die ontologischen Grundbegriffe der Realität , führt sie zu ihrer anschaulichen Evidenz und klärt ihre wechselseitige Verflechtung in den von diesen Begriffen geleiteten Wissenschaften.Auf Basis der vorausgehenden U... see more

Die plurale Konstitution der geistigen Welt

Die phänomenologische Unterscheidung zwischen Seele und Geist beruht weder auf einer statischen Auffassung von geistigen Vermögen noch auf einem anderen epistemologischen Ansatz, sondern eher auf der sozialen Dynamik, durch die Einzelseelen in die Einheit dessen, was Husserl „Gemeingeist“ nennt, ein... see more

Gemeingeist: die verkannte Leitidee der phänomenologischen Philosophie

Die Relevanz des Begriffs „Gemeingeist“ für die Entwicklung von Husserls Philosophie ist bis heute unerkannt geblieben. Dies kann man sowohl der Edition der posthum als Ideen II und Ideen III erschienen Texte als auch der Tatsache zuschreiben, dass dieser überholte Begriff nur in einer relativ kurze... see more

Naturalistische Fundierungsontologie und das transzendentale Organon der Wissenschaften

Dieses Kapitel zeigt, wie Husserls Kritik und Revision des ontologischen Naturalismus eng verknüpft ist mit sozialepistemologischen Fragen.Im Gegensatz zu dualistischen Ontologien erschöpft sich Husserls Ansatz nicht in Materie und Geist und artikuliert sich weiter gemäß den ergänzenden Kategorien v... see more

Der Zusammenhang von Gemeingeist und Hexis

Die Konvergenz von Intersubjektivität und Habitus in Husserls Untersuchungen zum Gemeingeist unterstreicht die konstitutive Relevanz der intentionalen Verbindung einer Vielheit von Subjekten. In diesem Kapitel zeige ich, wie diese Konvergenz nicht nur regionalontologische, sondern auch phänomenologi... see more

Einleitung

Dieses Kapitel stellt die sozialtheoretische Fragestellung vor, die die gesamte Arbeit leitet: Was sind die sozialontologischen Einsichten und sozialepistemologischen Implikationen von Husserls Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie? Genauer, welche Art von Ontologie... see more

Das Manuskript Gemeingeist II

Dieses Kapitel befasst sich mit der Unterscheidung zwischen Seele und Gemeingeist innerhalb der Einstellungen der Natur- und Geisteswissenschaften, wie sie Husserl im Manuskript Gemeingeist II vorstellt. Ich möchte betonen, dass die Seele Husserl zufolge entweder als die „reale Einheit“ des kausal d... see more

Die Leitideen der phänomenologischen Philosophie

Das zweite Buch der Ideen hätte die konkrete Konstitutionsanalyse der Begriffe von Natur und Gemeingeist auf der Grundlage der im ersten Buch eingeführten phänomenologischen Einstellung durchführen sollen. Husserl sah zwei Herausforderungen für den Aufstieg einer systematischen, streng wissenschaftl... see more

Plurale Habitūs

Von „Habitus“ ist phänomenologisch im Plural zu sprechen. Jedes Subjekt trägt nämlich eine Pluralität von Habitualitäten in sich, die sich in Bezug auf eine Pluralität von Subjekten entwickeln. Die pluralen Habitualitäten können integriert werden, indem man sich auf die Kohärenz eines individuellen ... see more

Similar books and articles

Husserls intentionale Soziologie.Emanuele Caminada - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Formale und materiale Ideen. Ideen von Ideen.Jean Hering - 1921 - Jahrbuch für Philosophie Und Phänomenologische Forschung 4:532.
The Subjectivity of Habitus.Bret Chandler - 2013 - Journal for the Theory of Social Behaviour 43 (4):469-491.
Husserls Ethik zwischen Formalismus und Subjektivismus.Henning Peucker - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Fünf Fragen an Husserls Ethik aus gegenwärtiger Perspektive.Sophie Loidolt - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Husserls Studien über Gemüt und Wille.Thomas Vongehr - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Empirische Bedeutung und Twin Earth - Husserls Bedeutungstheorie modifiziert.Christopher Erhard - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Motive, Gründe und Entscheidungen in Husserls intentionaler Handlungstheorie.Sonja Rinofner-Kreidl - 2011 - In Verena Mayer, Christopher Erhard, Marisa Scherini & Uwe Meixner (eds.), Die Aktualität Husserls. Karl Alber.
Ideen I in Italy and Enzo Paci.Rocco Sacconaghi - 2013 - In Lester Embree & Thomas Thomas (eds.), Husserl’s Ideen. Springer. pp. 161--176.

Analytics

Added to PP
2019-01-25

Downloads
23 (#644,212)

6 months
11 (#196,102)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Author's Profile

References found in this work

No references found.

Add more references