Over de humor

Tijdschrift Voor Filosofie 13 (4):603-666 (1951)
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Abstract

In der holländischen Umgangssprache hat das Wort « Humor » eine wenig bestimmte Bedeutung. Es schliesst das Komische und allen Arten von Witz und Schertz ein. Diese Vieldeutigkeit ist zum Teile begründet in dem schillernden Charakter des humoristischen Phänomens. In der jetzigen Untersuchung befragen wir den Humor auf seinen wesentlichen Gehalt. Solche Analyse des Humors soll sich nicht von vornherein zu einem ästhetischen, psychologischen, ethischen oder soziologischen Ausgangspunkt entschliessen ; wir versuchen den Humor phänomenologisch gegen ihn verwandte Erscheinungen abzugrenzen. Zunächst befragen wir den « Geist » des geistreichen Witzes. Dieser Geist, von den Französen Esprit genannt, ist der « Geist des Komischen », in dem Sinne, dass in ihm einer der Wesenszüge des Komischen seine letzte Vervollkommnung findet. Der geistreiche Witz ist ein intellektualistisch kühles Spiel mit Wert und Gegenwert ; er enthüllt plötzlich und ohne Mitgefühl ein Paradoxen. In dem Hinweis auf das Absurde liegt seine Affinität zum Humor. Der Humor ist aber weniger nüchtern, nicht so zugespitzt, sondern gemütlicher und freundlicher. Der Esprit führt nicht zum herzlichen Lachen, weil er das Gemüt nicht berührt. Eine Analyse des Lachens zeigt uns dieses Phänomen als eine Krise des Verhaltens . Lachen ist die Kapitulation einer Person vor der Unmöglichkeit eines Kontrastes, das dem Verhalten keinen Halt bietet. Im Lachen verlieren wir unsere Haltung und Selbstbeherrschung. Gerade diese Explosivität des Lachens ist es, die dem Humor abgeht. Der Lacher macht sich keine Sorge um den Wert, den er verlacht ; er lacht schlechtweg, weil der Kontrast zwischen der Erscheinung und ihrer Norm ihn dazu veranlasst. Der lachende Mensch sieht nicht, dass der lächerliche Kontrast in einer tieferen Diskrepanz begründet ist : in der Diskrepanz zwischen dem realen Sein und der idealen Norm des Menschen. Es ist vor allem der tragische Blick, der diese fundamentale Diskrepanz entdeckt. Der tragische Mensch geht eben an diesem Wissen zugrunde. Seine Auseinandersetzung mit der Welt und mit sich selbst entfaltet sich in der Verstimmung, in der Einsamkeit und Trostlosigkeit. Es gelingt dem tragischen Menschen nicht, sich im Lachen von der Zerrissenheit der Existenz zu distanzieren. Das Lachen bietet dem Lachenden die Möglichkeit, Abstand zum Kontrast zu gewinnen. Es kann daher als Zugang zum Humor fungieren, der die Diskrepanz erkennt, sie aber im Gegensatz zum Tragischen, heiter relativiert. Der Humor spricht vom Absurden ohne Feindseligkeit oder Trauer, aber auch ohne Ausgelassenheit. Er hüllt sich jedoch nicht in der Indifferenz. Der Humor findet sich in einer gehobenen Stimmung beheimatet, und er verhält sich sympathisch zum Mitmenschen und zur Existenz. Sein Zeichen ist daher das Lächeln, diese Mim ik des Geistes , eine harmlose Gebärde, die eine Suspension der inneren Haltung wie der äusseren Aktivität verrät. Der humoristisch gestimmte Mensch enthält sich von jeder Stellungnahme ; mit Vergnügen zeigt er auf die Widersinnigkeit des Lebens hin, ohne sich mit dieser auseinanderzusetzen. Er verweigert sich, den andern Menschen bei seiner schwachen Stelle zu nehmen. Der Humor beabsichtigt also keinen Zweck. Er blüht auf wie ein Geschenk des zufriedenen Zumuteseins. Er zeigt den Menschen im Spiel mit seinem eigenen paradoxalen Dasein. Seiner Neutralität wegen, und der darin implizierten Ambiguität, ist Humor so schwierig zu fassen. Der für den Humor unzugängliche Zuhörer ist ja immer dazu geneigt, ihn aus einer bestimmten Haltung zu deuten, und sucht also im Humor Urteil oder Angriff, Mitleid oder Schertz. Der Humor setzt sich nicht mit den stellungnehmenden Anderen auseinander, er ist nicht in der Alltäglichkeit der Auseinandersetzung und des Gespräches zu Hause, sondern fordert den Mitmenschen auf zu einem gemeinsamen Blick auf den Kontrast, seine Tiefe und seine Relativität. Gerade deshalb fassen der religiöse und der tragische Mensch ihn als einen leichtsinnigen Schertz auf, der sich dem Ernste des Lebens entzieht. Sie haben dann eben nicht verstanden, dass das Wesen des Humors in seiner Feinheit und Zartheit liegt. Diese Feinheit ist die Feinheit einer Grenze. Es ist das Wesen des Humors, sich auf der Grenze zwischen dem Komischen und dem Tragischen zu befinden. Der Humor weder lacht noch weint, er lächelt froh über die Paradoxalität des Daseins. Darum ist er auch ungenügsam als dauernde Lebenshaltung

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