Abstract
In seinem Traktat über Prädestination diskutiert Ockham die philosophischen Schwierigkeiten, die das christliche Dogma der Vorherbestimmung des Menschen zu ewiger Seligkeit oder Verdammnis aufwirft als einen spezifischen Fall des Problems des logischen Determinismus. Es gelingt Ockham nicht, dieses Problem zu lösen, was einerseits in seinem semantischen Wahrheitsbegriff, andererseits in einer fehlenden Differenzierung zwischen einem ontologischen und einem logischen Verständnis von Kontingenz begründet liegt. Diese Punkte führen zu einer Reihe von Ambivalenzen in Ockhams Argumentation, die darauf hindeuten, dass dieser zwar über die Grundlagen einer möglichen Lösung verfügt, diese aber aufgrund seiner ontologischen Sparsamkeit nicht kohärent umsetzt.In his treatise on predestination, Ockham discusses the philosophical riddles caused by this Christian dogma as a specific case of the problem of logical determinism. Ockham does not succeed in solving this problem, which is due to his semantic notion of truth as well as to a missing differentiation between an ontological and logical interpretation of contingency. These points lead to a number of ambivalences in his argumentation, which suggest that Ockham has the conditions of a possible solution available but his ontological parsimony inhibits their coherent implementation.